Diesen Satz von Viktor Frankl wiederhole ich mantramäßig, wenn es darum geht, mit Stress und schwierigen Situationen umzugehen. Weshalb? Weil er hilft, sich klarzumachen, dass es die Möglichkeit gibt, sich zu entscheiden, wie man sich verhalten möchte. Ich m u s s nicht sofort aus der Hose springen, schlagfertig sein, eine Killerphrase kontern, die richtige Antwort wissen, nicht mal für mich selbst. Ich k a n n mich entscheiden, wenn ich mir den Raum und damit die Freiheit nehme, einen kurzen Moment lang zu überlegen, was jetzt klug ist.
Wie schaffe ich das? Vor vielen Jahren, als ich noch festangestellt – damals in der Politik – arbeitete, hatte ich einen Chef, der manchmal richtig lange Pausen machte, bevor er etwas erwiderte. Wissen Sie, wie lang 30 Sekunden sein können, wenn man auf eine Antwort wartet? Er guckte einfach aus dem Fenster und sagte erst dann etwas, wenn er meinte, dass die Zeit reif sei. Abgesehen davon, dass er damit natürlich auch klar machte, dass er die Macht hatte, sich den Raum und die Pause zu nehmen, verhinderte er unüberlegte Reaktionen.
In diesem Raum liegt die Möglichkeit, wieder zur Sachebene zurückzukehren, und nicht auf Emotionales anzuspringen und selbst schnippisch, wütend, aggressiv oder Schlimmeres zu werden. In der Kommunikation ist das nicht nur im Beruf ein wichtiger Faktor, um sich hochschaukelnde Konfliktspiralen zu unterbrechen. Und für einen selbst verhindert es jede Menge Stress.
Eine andere Variante als eine offensichtliche Pause einzulegen, sind einfache Brückensätze, mit denen man ebenfalls einen Raum zur Entscheidung schafft: „Aha, das meinen Sie also…“, „Ich sehe, Sie sind anderer Meinung als ich“, „ Da haben Sie einen interessanten Aspekt ins Spiel gebracht“ usw. Es sind im Grunde „Blubb-Sätze“ ohne Inhalt. Egal, was Sie sagen, Sie schaffen damit eine kurze Verschnaufpause, um sich zu überlegen, wie es weitergehen kann.